Blogbeitrag
6.3.2025

Führen im Nebel: Orientierung geben, wenn Antworten fehlen

Mitarbeitende erwarten von ihren Führungskräften Klarheit, Sicherheit und Antworten. Doch was, wenn diese selbst nicht wissen, wie es weitergeht? Wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sorgen oft dafür, dass Führungskräfte mit offenen Fragen konfrontiert sind – und trotzdem ihre Teams motivieren und begleiten müssen. Wie gelingt es, auch ohne klare Antworten Vertrauen zu schaffen und handlungsfähig zu bleiben? Dieser Beitrag zeigt, welche Strategien Führungskräfte nutzen können, um in unsicheren Zeiten Orientierung zu geben.

Ein Leuchtturm bei Nacht, dessen helles Licht in den dunklen Himmel strahlt und durch die Beleuchtung der Umgebung Führung in unsicheren Zeiten symbolisiert.

Transparenz zeigen – auch wenn es keine Antworten gibt

Es mag paradox klingen, doch gerade wenn Führungskräfte wenig wissen, ist es wichtig, offen zu kommunizieren. Das bedeutet:

  • Ehrlich sein über das, was bekannt ist – und was nicht. Eine klare Aussage wie „Ich weiß es derzeit nicht, aber sobald ich mehr erfahre, werde ich es mit euch teilen“ ist besser als Vermutungen oder Schweigen.
  • Regelmäßige Updates geben, auch wenn es keine neuen Erkenntnisse gibt. Mitarbeiter*innen fühlen sich besser informiert und weniger verunsichert, wenn sie wissen, dass ihre Führungskraft sich aktiv um Klarheit bemüht.
  • Klar machen, wie Entscheidungen getroffen werden. Unsicherheit ist schwer auszuhalten – umso wichtiger ist es, den Mitarbeitenden Einblick in Entscheidungsprozesse zu geben, selbst wenn die Ergebnisse noch ausstehen.

Psychologische Sicherheit stärken

In unsicheren Zeiten brauchen Mitarbeitende ein Arbeitsumfeld, in dem sie sich sicher fühlen, Bedenken äußern und sich auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Führungskräfte können dies fördern durch:

  • Offenes Zuhören und Empathie. Unsicherheit kann Angst und Stress auslösen. Ein offenes Ohr für die Sorgen der Mitarbeitenden zu haben und empathisch darauf zu reagieren, schafft Vertrauen.
  • Mut zu Fehlern und Lernen. Wer sich sicher fühlt, eigene Ideen einzubringen und Fehler als Lernchance zu nutzen, bleibt engagierter. Eine Fehlerkultur, in der Misserfolge nicht bestraft, sondern als Entwicklungsmöglichkeiten gesehen werden, hilft in unsicheren Zeiten besonders.
    Erwartungen klären. Auch wenn die äußeren Umstände unklar sind, kann die Führungskraft innerhalb des Teams für Klarheit sorgen: Welche Prioritäten gelten aktuell? Welche Ziele bleiben bestehen? Was wird von den einzelnen Teammitgliedern erwartet?
  • Optimismus ohne Schönfärberei – eine realistische Zuversicht vermitteln
    Mitarbeitende merken schnell, wenn ihnen etwas vorgespielt wird. Unrealistischer Optimismus kann daher genauso schädlich sein wie eine pessimistische Haltung. Führungskräfte sollten stattdessen eine realistische Zuversicht ausstrahlen:
  • Den Fokus auf das legen, was kontrollierbar ist. Anstatt sich nur auf Unsicherheiten zu konzentrieren, hilft es, auf das zu schauen, was das Team aktiv beeinflussen kann.
  • Positive Zukunftsbilder skizzieren. Auch wenn nicht klar ist, wie sich die Situation entwickeln wird, können Führungskräfte daran erinnern, dass das Unternehmen bereits andere Krisen überstanden hat – und dass das Team gemeinsam Lösungen finden kann.
  • Den Sinn der Arbeit betonen. Mitarbeitende sind motivierter, wenn sie verstehen, welchen Wert ihre Arbeit hat – gerade in unsicheren Zeiten. Eine Führungskraft kann immer wieder verdeutlichen, wie die tägliche Arbeit des Teams zur übergeordneten Mission des Unternehmens beiträgt.

Gemeinschaft stärken – gemeinsam statt einsam führen

Unsicherheit führt oft zu einem Gefühl der Isolation, sowohl bei Mitarbeitenden als auch bei Führungskräften selbst. Um dem entgegenzuwirken, sollten Führungskräfte gezielt die Gemeinschaft im Team stärken:

  • Team-Zusammenhalt fördern. Gemeinsame Meetings, informelle Check-ins und kollaborative Projekte helfen, die Verbindung zwischen den Teammitgliedern aufrechtzuerhalten.
  • Sich selbst Unterstützung holen. Auch Führungskräfte brauchen Austausch. Sparringspartner, Führungskräfte-Runden oder Coachings helfen dabei, mit der eigenen Unsicherheit umzugehen und neue Perspektiven zu gewinnen.
  • Partizipation ermöglichen. Wo es möglich ist, sollten Mitarbeitende aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden – das gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle und Zugehörigkeit.

Führung in Unsicherheit erfordert Mut und Menschlichkeit

Führungskräfte müssen nicht alle Antworten haben – aber sie können Orientierung geben, indem sie offen und ehrlich kommunizieren, psychologische Sicherheit bieten und realistische Zuversicht ausstrahlen. Personalentwickler*innen können sie dabei unterstützen, indem sie entsprechende Trainings, Coaching-Programme und Austauschformate schaffen.

Die zentrale Botschaft für Führungskräfte lautet: In unsicheren Zeiten sind nicht Antworten das Wichtigste, sondern Haltung. Eine Führung, die transparent, empathisch und gemeinschaftsorientiert ist, stärkt das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeitenden – auch dann, wenn die Zukunft ungewiss bleibt.

Insights

Lesedauer: min
Autor:in: Stefan Günzinger
Beitrag vom: 6.3.2025
Aktualisiert am: 14.5.2025

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