Hintergrund
2.11.2024

Der Aufbau einer Rede oder Präsentation

„Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende – und beide sollten möglichst dicht ­beieinander liegen.“ – Mark Twain

Man erinnert sich besser an den Anfang und das Ende einer Rede oder Präsentation als an den Mittelteil (Primacy und Recency effect). Im Folgenden finden Sie den strukturellen Aufbau einer Rede oder Präsentation. Erst im Überblick, dann detaillierter vor allem Anfang und Ende.

Dutzende von Menschen arbeiten gemeinsam am Holzgerüst einer großen Scheune und montieren unter strahlend blauem Himmel rote Metallpaneele auf dem Dach und an den Wänden, wobei die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz durch die effiziente Zusammenarbeit gefördert wird.

1. Gesamtstruktur einer Präsentation im Überblick

Bevor Sie ins Detail gehen, empfiehlt sich eine klare Gesamtstruktur: Ein logischer Aufbau aus Einleitung, Hauptteil und Schluss gibt Ihrem Vortrag einen stabilen Rahmen. Damit schaffen Sie Orientierung für Ihr Publikum und gewährleisten, dass Ihre Botschaft nachvollziehbar bleibt – vom ersten Gedankensatz bis zum abschließenden Appell.

Einleitung

Ziele:

  • Zuhörende gewinnen
  • Orientierung geben

Inhalte:

  • Introduction = Ich stelle mich und mein Thema vor
  • Purpose = Zweck/Nutzen für Zuhörende herausstellen
  • Zauberwort: „…damit….“
  • Outline = Rahmen/Überblick zum Ablauf liefern
  • Transition = Übergangssatz zum ersten Punkt des Hauptteils

→ freundlich und kompetent (im Hauptteil)
→ ein „Ohrenöffner“ zu Beginn der Rede darf & soll sein

Hauptteil

Ziele:

  • Überzeugen
  • Argumentieren
  • Als Expert*in interpretieren
  • Appell. Was der*die Zuhörer*in denken und tun soll.

Inhalte:

Möglichst maximal 3 Hauptpunkte oder 3 Hauptbereiche, innerhalb derer helfen die 3 Bs:

  • Behauptung
  • Begründung
  • Beispiel


Schluss

Ziel:

  • Zusammenfassen
  • Kernaussagen wiederholen

Inhalte:

Zusammenfassung der Kernaussagen (nicht des Rahmens der Rede = häufiger Fehler!)
→ evtl. Appell oder Handlungsaufforderung

2. Der Einstieg in die Präsentation

Der Einstieg entscheidet über Interesse oder Abschalten: Nutzen Sie die ersten Sekunden, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und Ihr Thema zu umreißen. Eine gezielte Anrede, ein überraschender Fakt oder eine echte Frage helfen dabei, sofort einen Draht zum Publikum herzustellen und Ihre Rede mit klarer Stoßrichtung zu beginnen.

Introduction

Ziel:

Hintergrundinfo („Ohrenöffner“)

Beispiele:

  • „Herzlich Willkommen, meine Damen und Herren.
  • Mein Name ist _____ und ich stelle das Thema … vor.
  • Ich sorge für_____ / Ich bin verantwortlich für_____,“
  • „Für diejenigen, die mich noch nicht kennen, darf ich mich noch einmal vorstellen: Mein Name ist____“


Touch

Ziel:

Vorstellung der eigenen Person und des Themas

Beispiele:

  • „Wie Sie vielleicht wissen…
    Aber was Sie vielleicht noch nicht wissen…“
  • „Wir haben uns die Frage gestellt …“
  • „Viele unserer Studierenden beschäftigt die Frage, …“
  • „Sie kennen vielleicht die Situation:…“
  • „Wie ich heute in der Zeitung gelesen habe, … / Wie ich gestern im Fernsehen gesehen habe, …“
  • „Heute früh auf dem Weg hierher…“


Purpose

Ziel:

Ziel der Präsentation erläutern

Beispiele:

  • „Das Ziel meiner heutigen Präsentation ist …“
  • „Was ich Ihnen heute zeigen möchte, …“
    „…damit Sie…“
    „…damit wir…“


Outline

Ziel:

Gliederung der Präsentation

Beispiele:

„Meine Präsentation ist in 3 Bereiche gegliedert:

Erstens: …
Zweitens: …
Drittens:…“

Transition

Ziel:

Übergang zum ersten Punkt

Beispiele:

„…Zurück zum ersten Punkt …“
„Ich komme nun zum ersten Punkt und damit zu der Frage/dem interessanten Umstand/etc. …“
(WIEDERHOLE den ersten Punkt!)

3. Ohrenöffner zu Beginn der Rede

Ein wirkungsvoller „Ohrenöffner“ zieht Ihr Publikum sofort in Ihren Bann – sei es durch eine humorvolle Anekdote, eine provokante Frage oder ein emotionales Bild. Solch ein Einstieg legt den Grundstein für Herz und Verstand und sorgt dafür, dass Ihre Zuhörer bereit und offen sind, Ihnen aufmerksam zu folgen

Ziel:

Zum Gewinnen des Publikums für sich als Person und für die Sache. Er sorgt für die nötige Aufmerksamkeit und das Wohlwollen des Publikums und schafft eine angenehme Atmosphäre.

  • Thematisieren
    Ich habe mir lange Gedanken gemacht, wie ich diesen Vortrag am besten beginne. Ich fragte meine Freunde; die rieten mir, einen Witz zu machen, meine Tante meinte, ich solle das Lied spielen „Always look at the bright side of life“. Ich habe mich dann schließlich entschlossen, da wir alle wenig Zeit haben, einfach ‚in medias res’ zu gehen.
  • Story
    Eine persönliche Erfahrung mitteilen: „Neulich stehe ich in der Buchhandlung und muss in der Schlange zur Kasse warten. Da spricht mich auf einmal von hinten Professor Hektik an und sagt forsch: „Ich habe es sehr eilig. Lassen Sie mich bitte rasch vor.“ Was sollte ich tun?… Entscheidungen sind immer abhängig von der Situation. Unser Thema heute handelt von den psychologischen Bedingungen von Entscheidungen….”
  • Konkretes (z.B. regionaler Bezug)
    Was ich besonders an München mag, ist der Schweinebraten mit Dunkelbiersauce im Augustiner.
  • Neues
    Sicher wussten Sie, dass die Griechen die Rhetorik erfunden haben. Was Sie vielleicht nicht wussten: Platon, der Philosoph, war geradezu ein Rhetorikhasser….
  • Vergleiche
    Um eine Vorstellung zu bekommen, wie viel Geld eine Milliarde ist: in 500 €-Scheinen gestapelt ergibt das eine Höhe wie den Eiffelturm in Paris…..
  • Interaktion
    FRAGEN stellen: „Wer von Ihnen brauchte heute früh länger als eine Stunde Zeit für die Anreise? Bitte gebt mir ein Handzeichen?“…
  • Phantasie ansprechen
    „Stellen Sie sich doch mal vor, Sie befinden sich im Jahr 2030…
    Oder: Was würde wohl Shakespeare dazu sagen, wenn er heute noch unter uns wäre?“
  • Aktuelles (aus den Medien)
    Gestern Abend war die Top-Nachricht im Heute-Journal der Höchststand beim Goldpreis. Die große Frage war: Wie geht es weiter? Auch bei uns lautet die wichtigste Frage: Was jetzt…..?“
  • Historisches
    Mit Hilfe von Google oder Wikipedia lassen sich zu einem bestimmten Datum Geburtstage von berühmten Persönlichkeiten und besondere Ereignisse herausfinden: so fiel z.B. bei der Einweihung einer Brücke auf, dass genau am gleichen Tag die berühmte Golden Gate Bridge in San Francisco eröffnet wurde.
  • Zitat
    Ein Zitat ist geborgte Autorität. „Wie Albert Einstein schon sagte: Es ist leichter, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!“ Auch zu unserem Thema gibt es ein paar Vorurteile. Trotz Einstein will ich versuchen, sie zu zerschlagen….“
  • Direkte Rede
    Bei unserem letzten Proseminar am 18. September sagte Holger schon ziemlich entnervt: „Die Arbeit in 4 Tagen hinzuklotzen, ist mörderisch anstrengend!“ Heute, am 21. September sitzt Holger zwar hier erschöpft, aber glücklich, denn….“
  • Humor (bitte mit Vorsicht einsetzen)
    Allgemein geeignet sind Versprecher; z.B. zum Thema Compliance: „Was wir in Deutschland wieder brauchen, ist der kaufbare Ehrenmann, äh der ehrbare Kaufmann.“
  • Sichtwechsel
    Die Sicht des Publikums einnehmen: „An Ihrer Stelle würden mich zwei Themen besonders interessieren: Wieviel Arbeit wartet auf mich?“ Und „Welchen Nutzen hat es für mich?“ Genau das möchte ich in den nächsten 10 Minuten beschreiben…

Insights

Lesedauer: min
Autor:in: Stefan Günzinger
Beitrag vom: 2.11.2024
Aktualisiert am: 23.6.2025

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