Blogbeitrag
21.5.2025

Lernbedarfe erkennen – bevor sie zum Problem werden

In vielen Unternehmen ist Personalentwicklung noch immer reaktiv organisiert: Erst wenn Mitarbeitende in ihrer Rolle überfordert sind, Innovationen stocken oder Fluktuation steigt, wird der Ruf nach Qualifizierungsmaßnahmen laut.

Eine Nahaufnahme eines grünen Apfels mit rötlicher Färbung, der von einem Ast hängt. Der Apfel weist einen kleinen dunklen Fleck auf der Oberfläche auf und ist von grünen Blättern umgeben.

Doch wer erst im Krisenmodus auf Kompetenzlücken reagiert, verliert Zeit, Vertrauen und oft auch Geld. Dabei gibt es längst erprobte Wege, Lernbedarfe frühzeitig zu identifizieren – und strategisch zu adressieren.

Vom Notfallmodus zur Lernstrategie

Organisationen bewegen sich heute in einem Umfeld, das von Disruption, Digitalisierung und demografischem Wandel geprägt ist. Neue Technologien, hybride Arbeitsformen und sich wandelnde Kundenerwartungen verlangen ständig neue Kompetenzen – auf allen Ebenen. Die zentrale Frage lautet daher nicht ob Weiterentwicklung nötig ist, sondern wo, wann und wie sie stattfinden sollte.

Wer hier mit System vorgeht, schafft die Grundlage für eine nachhaltige, wirksame Personalentwicklung – und damit für den Erfolg des gesamten Unternehmens.

Drei wirksame Hebel, um Lernbedarfe frühzeitig zu erkennen

1. Skill-Mapping: Kompetenzen sichtbar machen

Skill-Mapping ist weit mehr als eine Momentaufnahme. Es ist ein strategisches Tool, um aktuelle und zukünftige Kompetenzanforderungen systematisch zu erfassen und gegenüberzustellen.

So funktioniert es in der Praxis:

  • Zunächst werden Soll-Kompetenzen definiert – basierend auf Rollenprofilen, strategischen Zielen oder Zukunftsszenarien.
  • Anschließend erfassen Mitarbeitende in Selbsteinschätzungen ihre aktuellen Fähigkeiten. Ergänzend kann durch Fremdeinschätzungen (z. B. durch Führungskräfte) ein Abgleich erfolgen.

Die daraus resultierende „Skill-Gap“-Analyse zeigt, wo Entwicklungsbedarf besteht – individuell, teambezogen oder unternehmensweit.

Praxisbeispiel:
Ein mittelständisches Industrieunternehmen integrierte Skill-Mapping in die Jahresgespräche seiner Führungskräfte. Dabei wurde nicht nur der aktuelle Stand dokumentiert, sondern auch die künftigen Anforderungen an Führung in einer stärker digitalisierten Produktionsumgebung reflektiert. Ergebnis: Es entstand ein unternehmensweites Qualifizierungsprogramm für „Leadership in digitalen Zeiten“.

2. Feedbackschleifen etablieren: Lernen beginnt mit Zuhören

Feedback ist einer der direktesten Wege, um Entwicklungspotenziale sichtbar zu machen – vorausgesetzt, es ist strukturiert, kontinuierlich und mehrdimensional.

In der Praxis bewährt haben sich z. B.:

  • 360°-Feedbacks, um blinde Flecken in der Selbstwahrnehmung aufzudecken
  • Mitarbeitergespräche, die nicht nur Rückblick, sondern vor allem Entwicklungsperspektive thematisieren
  • Retrospektiven und Teamdialoge, etwa in agilen Kontexten, zur kollektiven Reflektion über Zusammenarbeit und Kompetenzen

Wichtig: Feedback wird besonders wirksam, wenn es nicht punktuell, sondern als integraler Bestandteil einer Lernkultur etabliert ist.

Praxisbeispiel:
Ein international tätiges Serviceunternehmen führte quartalsweise Team-Reviews ein. Dabei sollten Teams nicht nur Ziele reflektieren, sondern auch bewerten, welche Kompetenzen für den nächsten Sprint fehlen oder gestärkt werden sollten. Die Ergebnisse flossen direkt in individuelle Lernpläne ein.

3. Strategische Analyse: Lernen aus der Zukunft rückwärts denken

Während Skill-Mapping und Feedback oft auf den aktuellen oder kurzfristigen Bedarf fokussieren, zielt die strategische Analyse auf langfristige Entwicklungsperspektiven. Hier geht es darum, zukünftige Anforderungen zu antizipieren – und daraus heutige Lernbedarfe abzuleiten.

Zentrale Fragen sind dabei:

  • Welche Rollen und Aufgaben entstehen durch digitale Transformation oder neue Geschäftsmodelle?
  • Welche Kompetenzen benötigen wir in 2–5 Jahren, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
  • Wie verändern sich Anforderungen an Führung, Zusammenarbeit, Innovation?

Praxisbeispiel:
Ein Finanzdienstleister nutzte Workshops mit Bereichsleitenden, um auf Basis der Unternehmensstrategie sogenannte Zukunftskompetenzfelder zu definieren – darunter „Datenkompetenz“, „kollaborative Führung“ und „kundenzentriertes Denken“. Aus diesen Feldern wurden konkrete Lernreisen für Schlüsselpositionen entwickelt.

Proaktiv statt reaktiv – Lernen strategisch verankern

Lernbedarfe rechtzeitig zu erkennen, ist kein Add-on, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Personalentwickler*innen, die frühzeitig mit systematischen Methoden arbeiten, schaffen die Basis für gezielte, passgenaue Qualifizierung – statt hektischer Ad-hoc-Maßnahmen.

Insights

Lesedauer: min
Autor:in: Stefan Günzinger
Beitrag vom: 21.5.2025
Aktualisiert am: 21.5.2025

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