Aber halt: Wir wissen alle, dass viele Mitarbeitende noch in einer „alten“ Lernkultur sozialisiert wurden. Frontalunterricht, starre Abläufe, Lernen auf Knopfdruck. Kann man diese Menschen einfach ins kalte Wasser der Selbstorganisation werfen? Wahrscheinlich nicht – aber man kann sie mitnehmen. Es braucht Mut und Fingerspitzengefühl, aber es geht.
Schmetterlingspädagogik: Ein Modell für die Zukunft – auch im Unternehmen
Die Alemannenschule setzt auf selbstorganisiertes Lernen, flexible Lernräume und digitale Tools. Was das mit betrieblichem Lernen zu tun hat? Alles!
Doch seien wir ehrlich: Der Sprung von „Hier ist Ihr Pflichtseminar“ zu „Lernen Sie, wann und wie Sie wollen“ ist groß. Viele Mitarbeitende fühlen sich von dieser Freiheit anfangs überfordert. Schließlich haben sie nie gelernt, selbstbestimmt zu lernen. Ihre Aufgabe als Unternehmen? Die richtige Balance finden – zwischen an die Hand nehmen und loslassen.
5 Ansätze, die Ihr L&D verändern werden – auch wenn nicht alle sofort bereit sind
- Selbstorganisiertes Lernen fördern – aber mit Unterstützung
An der Alemannenschule entscheiden die Lernenden, wann und wie sie lernen. In Ihrem Unternehmen wird das nicht von heute auf morgen passieren – und das ist okay. Begleiten Sie Ihre Mitarbeitenden auf dem Weg zur Selbstorganisation. Starten Sie mit kleinen Schritten: Lassen Sie Wahlmöglichkeiten, aber geben Sie anfangs noch klare Leitplanken. Mit der Zeit wächst das Vertrauen – und die Fähigkeit, eigenverantwortlich zu lernen.
- Digitale Plattformen nutzen – ohne Mitarbeitende im Digital-Dschungel allein zu lassen
Die Alemannenschule nutzt eine eigene digitale Plattform, die alles bündelt. Ihre Mitarbeitenden brauchen ebenfalls ein intuitives System. Aber Vorsicht: Ein „Hier ist die Plattform, viel Spaß“ wird nicht reichen. Viele fühlen sich von der Flut an digitalen Lernangeboten erschlagen. Begleiten Sie den Start, bieten Sie einfache Tutorials und seien Sie ansprechbar. So wird aus Frust schnell Begeisterung.
- Flexible Lernumgebungen schaffen – und den Übergang erleichtern
Offene Lernlandschaften fördern Kreativität – aber sie sind für viele ungewohnt. Geben Sie Ihren Mitarbeitenden Zeit, sich daran zu gewöhnen. Bieten Sie hybride Modelle: Klassische Schulungen als „sicherer Hafen“ und flexible Lernräume als neues Spielfeld. Mit der Zeit wird die Komfortzone größer – versprochen.
- Lernbegleiter etablieren – weil alte Muster nicht von allein verschwinden
Lehrer gibt es an der Alemannenschule nicht – nur Lernbegleiter. In Unternehmen ist das nicht anders. Ihre Mitarbeitenden brauchen jemanden, der ihnen den Rücken stärkt, vor allem, wenn sie unsicher sind. Setzen Sie auf Mentoren, die nicht nur Inhalte vermitteln, sondern auch Sicherheit geben. „Du machst das richtig“ ist oft wertvoller als jedes Skript.
- Individualisierung zulassen – aber nicht erzwingen
Jeder Schüler der Alemannenschule hat einen individuellen Lernpfad. Für viele Mitarbeitende klingt das erst mal stressig. „Noch mehr Entscheidungen?“ – ein häufiges Feedback. Fangen Sie klein an: Bieten Sie zunächst einfache Wahlmöglichkeiten und bauen Sie Individualisierung schrittweise aus. Mit jedem Erfolg wächst die Bereitschaft, mehr Verantwortung fürs eigene Lernen zu übernehmen.
Ja, es wird nicht einfach – aber es lohnt sich!
Die Alemannenschule Wutöschingen zeigt, dass Lernen Spaß machen, motivieren und erfolgreich sein kann. Aber der Weg dahin ist kein Spaziergang. Ihre Mitarbeitenden kommen aus einer Kultur, in der Lernen oft Pflicht war. Die Umstellung wird Zeit brauchen. Aber wenn Sie sie richtig begleiten, wird aus Skepsis Begeisterung – und aus „Ich muss lernen“ ein „Ich will lernen“.
Mehr zur Alemannenschule Wutöschingen in der Süddeutschen Zeitung