Blogbeitrag
20.4.2025

Content is not king – Warum Inhalte im Training nicht (mehr) genügen

Es war einmal eine Zeit, in der der Satz „Content is king“ als goldene Regel im Bereich Lernen und Entwicklung galt. Wer hochwertige Inhalte hatte, gewann – Aufmerksamkeit, Glaubwürdigkeit, vielleicht sogar Wirksamkeit. Doch diese Zeit ist vorbei.

Eine Person mit Hut und Brille sitzt an einer Schreibmaschine und schaut nach oben, während Buchstaben und Symbole nach oben schweben und verkörpert, wie kreative Ideen und erfolgreiche Weiterbildung gemeinsam eine inspirierende Atmosphäre schaffen.
Spätestens mit dem Einzug generativer KI-Tools hat sich die Rolle von Content grundlegend verändert. Lerninhalte lassen sich heute in beeindruckender Geschwindigkeit produzieren. Führungsthemen wie Feedback, Coaching, Kommunikation oder Change lassen sich binnen Minuten in Handouts, Videos oder Microlearning-Formate gießen. Inhalte sind allgegenwärtig – und damit zunehmend austauschbar.

Was auf den ersten Blick nach einem Fortschritt klingt, stellt Personalentwickler*innen vor eine zentrale Herausforderung: Wenn jeder Inhalt jederzeit verfügbar ist, wo liegt dann der Mehrwert eines Trainings? Die Antwort ist ebenso klar wie entscheidend: Nicht im Content, sondern im Erleben, im Anwenden, im Umsetzen.

Wissen allein reicht nicht – es muss wirken

In unseren Trainings mit Führungskräften weltweit zeigt sich immer wieder: Entscheidend ist nicht, was Menschen wissen, sondern was sie damit tun. Der reine Wissenstransfer ist schnell erreicht – nachhaltige Entwicklung dagegen entsteht erst, wenn Inhalte zur gelebten Praxis werden. Und genau hier liegt das neue Zentrum wirkungsvoller Lernarchitektur.

Trainings, die nur Wissen vermitteln, verharren im Kognitiven. Wirklich bedeutsam wird Lernen aber dann, wenn es Menschen emotional, sozial und praktisch aktiviert. Formate wie Experience-Oriented Learning (EOL) zielen genau darauf ab: Sie bringen Teilnehmer*innen in echte Erlebnisse. Anstatt lediglich über Feedbacktechniken zu sprechen, erleben Führungskräfte in EOL-Settings zum Beispiel, wie es sich anfühlt, ein schwieriges Mitarbeitergespräch zu führen – mit echtem Gegenüber, mit konkretem Verhalten, mit ehrlicher Reflexion.

In solchen Momenten entsteht Relevanz. Und genau hier beginnt Veränderung.

Das Format macht den Unterschied

Die zentrale Frage lautet also nicht mehr: Welche Inhalte wollen wir vermitteln? Sondern: Wie gestalten wir Lernprozesse so, dass sie im Alltag wirken? Wirksame Lernformate sind heute keine klassischen Seminare mit Folienpräsentation und Rollenspielen mehr. Vielmehr geht es um didaktisch durchdachte Lernreisen, die Menschen über einen längeren Zeitraum begleiten. Der Mix aus erfahrungsbasierten Einheiten, Peer-Austausch, Reflexionsräumen, praktischen Challenges und gezielten Follow-ups macht dabei den Unterschied.

Ein Training wird dann relevant, wenn es die Brücke schlägt zwischen Theorie und Praxis – wenn es nicht nur Wissen vermittelt, sondern Handeln ermöglicht.

Relevanz entsteht durch Umsetzung – nicht durch Information

In einer Welt, in der KI jeden Inhalt sekundenschnell generieren kann, verliert Content seine Exklusivität. Was bleibt – und was heute mehr denn je zählt – ist das Wie des Lernens: die Qualität des didaktischen Designs, die Tiefe der Erfahrung, die Passung zur realen Führungssituation.

Personalentwicklung muss sich daher neu ausrichten. Nicht mehr der Inhalt steht im Zentrum, sondern der Transfer. Nicht mehr die PowerPoint, sondern das Erleben. Nicht mehr der Monolog, sondern der Dialog – mit sich selbst, mit anderen, mit dem Alltag.

Denn letztlich ist es nicht der Content, der Menschen verändert. Es ist das, was Menschen daraus machen.

Insights

Lesedauer: min
Autor:in: Stefan Günzinger
Beitrag vom: 20.4.2025
Aktualisiert am: 27.5.2025

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