Blogbeitrag
23.6.2025

Lernökosysteme strategisch aufbauen: Mehr als nur Tools vernetzen

Warum bleibt uns ein Restaurantbesuch oft länger im Gedächtnis als ein klassischer Trainingstag? Ganz einfach: Er ist mehr als bloßes Essen. Atmosphäre, Gespräche, Interaktionen und die Vielfalt an Eindrücken erzeugen eine nachhaltige Wirkung. Ähnlich verhält es sich mit einem guten Lernökosystem. Es wirkt nicht allein durch Inhalte, sondern durch gezielte Vernetzung, Kommunikation und gemeinsame Erfahrungen

Ein großer Baum mit dicken, verdrehten Wurzeln, die über dem Boden liegen, umgeben von herabgefallenen Herbstblättern in einer Waldlandschaft - ein inspirierender Ort, um die Lernmotivation zu stärken und sich mit der Natur zu verbinden.

Genauso verhält es sich mit Lernökosystemen: Sie entfalten ihre volle Wirkung erst, wenn Lernende nicht nur Zugang zu Inhalten haben, sondern in einer ganzheitlichen, gut durchdachten Lernwelt agieren, die Kommunikation, Vernetzung und echte Erlebnisse ermöglicht.

Was genau ist ein Lernökosystem?

Ein Lernökosystem ist eine strategisch durchdachte Verbindung unterschiedlicher Lernmethoden, Technologien und sozialer Interaktionen, die darauf abzielt, ein kontinuierliches, flexibles und nachhaltiges Lernen zu ermöglichen. Anders als isolierte Lernangebote betrachtet ein Ökosystem das Lernen als ganzheitlichen Prozess, der sowohl formelle Trainings als auch informelle Lernmomente umfasst.

Der entscheidende Unterschied zu einzelnen Lernplattformen ist, dass Lernökosysteme bewusst so gestaltet sind, dass sie voneinander lernen, aufeinander aufbauen und Menschen miteinander verbinden – und nicht nur Inhalte bereitstellen.

Formelles und informelles Lernen sinnvoll verknüpfen

Formelles Lernen – beispielsweise klassische Trainings oder E-Learning-Kurse – bleibt essenziell, doch es ist längst nicht mehr ausreichend. Studien zeigen deutlich, dass Mitarbeitende bis zu 80 Prozent ihres relevanten Wissens im Arbeitsalltag informell erwerben, etwa durch Austausch, Feedback oder Lernen am Arbeitsplatz selbst.

Die Stärke eines guten Lernökosystems liegt genau darin, diesen informellen Lernprozess bewusst zu fördern und systematisch mit formellen Angeboten zu verbinden. Das bedeutet beispielsweise::

  • E-Learning-Module werden durch praxisbezogene Projekte ergänzt, die es Mitarbeitenden ermöglichen, neu erworbenes Wissen direkt im Arbeitskontext anzuwenden und zu reflektieren.
  • Mentoring-Programme werden digital unterstützt, so dass erfahrene Mitarbeitende ihr Wissen unkompliziert weitergeben können und der Wissensaustausch zeit- und ortsunabhängig stattfinden kann.
  • Lernplattformen bieten nicht nur passiven Zugang zu Lerninhalten, sondern fördern aktiv Austausch und gemeinsames Lernen. Digitale Räume für Diskussionen, Peer-to-Peer-Feedback oder kollegiale Beratung machen informelle Lernmomente sichtbar und nutzbar.
  • Führungskräfte und HR-Verantwortliche spielen eine aktive Rolle, indem sie gezielt informelle Lernräume und Möglichkeiten schaffen – beispielsweise durch regelmäßige Reflexionsrunden, Wissensforen oder Communities of Practice.

Auf diese Weise verschmelzen formelle und informelle Lernprozesse zu einem ganzheitlichen System, in dem Mitarbeitende kontinuierlich und effektiv lernen, ihre Kompetenzen erweitern und dabei voneinander profitieren. Dies führt nicht nur zu höherer Lernmotivation, sondern letztlich auch zu einer nachhaltigeren Kompetenzentwicklung im gesamten Unternehmen.

Plattformen als Basis – Communities als Herzstück

Technologische Lernplattformen sind heute unverzichtbar, da sie Zugänge vereinfachen, Inhalte personalisieren und Lernprozesse messbar machen. Doch erst wenn Mitarbeitende sich dort aktiv vernetzen und gegenseitig unterstützen können, entsteht ein echtes Lernökosystem.

Digitale Communities sind deshalb das „Herzstück“ erfolgreicher Ökosysteme, denn hier finden Wissenstransfer, Diskussionen und Peer-to-Peer-Lernen statt. Laut einer Studie von Deloitte fördert die Integration sozialer und kollaborativer Elemente in Lernplattformen die Mitarbeitendenbindung und beschleunigt den Kompetenzerwerb nachhaltig.

Führungskräfte als Schlüssel zum Erfolg

Lernökosysteme funktionieren jedoch nicht automatisch. Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Umsetzung, denn sie sind:

  • Vorbilder, die aktives Lernen und lebenslanges Lernen vorleben.
  • Unterstützer, die Zeit und Raum für Lernaktivitäten schaffen.
  • Ermöglicher, die Hindernisse beseitigen und Anreize schaffen, damit Mitarbeitende das volle Potenzial des Ökosystems nutzen.

Nach einer aktuellen Studie von Blanchard® sind Führungskräfte, die bewusst lernfördernd führen und Lernkultur aktiv gestalten, entscheidend für die Wirksamkeit und Akzeptanz eines Lernökosystems.

Unsere Empfehlungen für Personalentwickler*innen:

  • Definieren Sie klare Ziele für Ihr Lernökosystem. Welche Kompetenzen brauchen Mitarbeitende heute und morgen? Bauen Sie Ihr Ökosystem rund um diese Kernfragen auf.
  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Lernökosystem nutzerzentriert gestaltet ist – intuitiv, relevant und auf die Arbeitsrealität der Mitarbeitenden abgestimmt.
  • Lernökosysteme sind nie fertig. Überprüfen Sie regelmäßig Akzeptanz und Wirksamkeit und passen Sie Inhalte, Methoden und Technologien kontinuierlich an.

Fazit: Mehr Vernetzung, mehr Wirkung

Ein Lernökosystem aufzubauen bedeutet weit mehr als die Einführung neuer Tools oder Plattformen. Es verlangt eine umfassende Betrachtung der Lernkultur, eine bewusste Integration informeller und formeller Lernprozesse und das aktive Einbinden der Führungskräfte als Förderer und Unterstützer. Nur so entsteht ein nachhaltiges, effektives Lernumfeld, das Mitarbeitende motiviert, Kompetenzen fördert und Unternehmen zukunftsfähig macht.

 

Insights

Lesedauer: min
Autor:in: Stefan Günzinger
Beitrag vom: 23.6.2025
Aktualisiert am: 23.6.2025

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