Hintergrund
1.12.2024

Persönlichkeitsprofile: Sich selbst und andere besser verstehen

Nicht immer ist uns selbst klar, wie wir bei anderen Menschen ankommen: oftmals kennen wir unsere Stärken, Schwächen und das eigene Verhalten gar nicht so gut, wie wir vielleicht denken.

Eine Collage aus 81 Einzelporträts, die unterschiedliche Männer und Frauen in Business-Kleidung zeigen, die alle lächeln und direkt in die Kamera blicken, wodurch jedes einzigartige Persönlichkeitsprofil vor hellem Hintergrund hervorgehoben wird.

Wissenschaftlich fundierte Persönlichkeitstests, wie sie durchaus existieren, sind nicht mit den einfachen Tests in sozialen Netzwerken und auf diversen Webseiten zu vergleichen. Letztere dienen meist der Unterhaltung und haben keinen wissenschaftlichen Ansatz. Anders verhält es sich mit Tests, die ein fundiertes Persönlichkeitsprofil erstellen – welches dann tatsächlich im Business-Umfeld Aufschlüsse über das eigene Verhalten gibt.

Deren Ziel ist es, ein objektives und aussagekräftiges Profil zu erstellen, das nicht nur der getesteten Person weiterhilft, sondern auch genutzt werden kann, um diese Persönlichkeit möglichst effizient im Unternehmen einzusetzen. Wobei der Begriff „Test“ nicht zwangsläufig zutrifft. Es geht dabei nicht um eine Prüfung, wie sie in der Schule oder der Uni stattfindet. Niemand kann bei solchen Tests durchfallen, auch geht es nicht darum, möglichst „korrekte“ Antworten zu liefern.

Ein Persönlichkeitsprofil soll stattdessen über eine objektive Analyse zustande kommen. Vorab gilt jedoch zu sagen: Auch die besten Analysemethoden und Fragen werden einen Menschen niemals zu 100 % aufschlüsseln. Es ist also wichtig, dass allen Teilnehmern klar wird, dass solch ein Persönlichkeitsprofil auch nachvollziehbare Grenzen des Erreichbaren hat. Als übergeordnetes Ziel ist es sinnvoller zu definieren, wozu die Ergebnisse letztlich dienen: als Denkanstoß zur Selbstreflexion.

Persönlichkeitstests liefern wertvolle Denkanstöße – nicht mehr und nicht weniger

Die Stärken und Schwächen möglichst objektiv zu ermitteln und anhand dieser auch das Verhalten zu reflektieren, hat für die getestete Person wertvolle Vorteile. Ihre Einstellungen und Verhaltensmuster sollen auch für sie selbst transparenter werden. Das resultiert später in einem besseren Verständnis und einer positiven Besprechbarkeit – man kann sich eher in die Lage eines anderen hineinversetzen.

Zudem helfen die Ergebnisse solcher Tests, neue Perspektiven und Prozesse anzustoßen. Diese kontinuierliche Entwicklung kann sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld unterstützend wirken. Damit ergeben sich Überschneidungen zu einem klinischen Test. Erneut geht es aber nicht darum, „richtig“ oder „falsch“ zu liegen. Im betrieblichen Kontext soll auch niemand zwangsläufig von seinem Verhalten „geheilt“ werden, wie es in der Psychologie und bei einem klinischen Test mit konkreter Erkrankung der Fall wäre.

Ziel ist es, zu reflektieren, sich seiner Stärken, Schwächen und seines ganzheitlichen Profils noch stärker bewusst zu werden. Die Erkenntnisse aus solch einem Persönlichkeitsprofil können Türen öffnen, die bisher verschlossen blieben, und ebenso die persönliche Ebene zu Mitarbeitenden, Vorgesetzten oder Unterstellten verbessern.

DiSG-Persönlichkeitsprofil: das am häufigsten genutzte Analyseinstrument für die Persönlichkeit

Der bekannteste Test trägt die Abkürzung DISG (im Englischen DISC). Sie steht für:

  • Dominant
  • Initiativ
  • Stetig
  • Gewissenhaft

Das DiSG-Profil basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens bestimmte Verhaltensmuster entwickelt – in der Regel unbewusst.

Weitere gängige Persönlichkeitsmodelle im Überblick

Neben dem DiSG-Modell gibt es weitere etablierte Persönlichkeitsmodelle, die in verschiedenen Kontexten Anwendung finden:

Big Five (OCEAN)

Das Big-Five-Modell beschreibt die Persönlichkeit anhand fünf zentraler Dimensionen:

  • Offenheit für Erfahrungen
  • Gewissenhaftigkeit
  • Extraversion
  • Verträglichkeit
  • Neurotizismus

Dieses Modell wird häufig in der psychologischen Forschung eingesetzt und gilt als eines der fundiertesten Persönlichkeitsmodelle.

Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI)

Der MBTI teilt Persönlichkeiten in 16 Typen ein, basierend auf vier Dichotomien:

  • Extraversion (E) – Introversion (I)
  • Intuition (N) – Sensorik (S)
  • Denken (T) – Fühlen (F)
  • Urteilen (J) – Wahrnehmen (P)

Obwohl der MBTI in der Praxis weit verbreitet ist, steht er wissenschaftlich in der Kritik.

Reiss Motivation Profile

Dieses Modell identifiziert 16 Lebensmotive, die das Verhalten eines Menschen beeinflussen, wie z. B. Macht, Unabhängigkeit oder Neugier.

Einsatzbereiche von Persönlichkeitsprofilen im beruflichen Kontext

Persönlichkeitsprofile finden in verschiedenen Bereichen des Berufslebens Anwendung:

  • Personalentwicklung: Individuelle Förderung von Mitarbeitenden basierend auf ihren Stärken und Entwicklungsfeldern.
  • Teamentwicklung: Optimierung der Teamzusammensetzung und -dynamik durch Verständnis unterschiedlicher Persönlichkeitsmerkmale.
  • Führungskräfteentwicklung: Anpassung von Führungsstilen an die eigene Persönlichkeit und die Bedürfnisse des Teams.
  • Karriereberatung: Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und Laufbahnplanung.

Chancen und Grenzen von Persönlichkeitsprofilen

Chancen:

  • Förderung des Verständnisses eigener Verhaltensweisen und Präferenzen.
  • Verbesserung der zwischenmenschlichen Interaktion durch Verständnis unterschiedlicher Persönlichkeiten.
  • Optimierung der Zusammenarbeit durch gezielte Teamzusammenstellung.

Grenzen:

  • Gefahr, komplexe Persönlichkeiten in starre Kategorien zu pressen.
  • Unangemessene Verwendung von Profilen, z. B. zur Diskriminierung oder Stigmatisierung.

Ein ausgewogener Blick auf Chancen und Grenzen fördert ein verantwortungsbewusstes Verständnis.

Integration in Personalentwicklungsstrategien

Persönlichkeitsprofile können effektiv in die Personalentwicklung integriert werden:

  • Anpassung von Trainings und Weiterbildungen an persönliche Stärken und Schwächen.
  • Zuweisung von Mentoren basierend auf komplementären Persönlichkeitsmerkmalen.
  • Nutzung von Profilen zur Strukturierung konstruktiver Rückmeldungen.

Dies unterstreicht den praktischen Nutzen von Persönlichkeitsprofilen in der Mitarbeiterentwicklung.

Fazit

Persönlichkeitsprofile bieten wertvolle Einblicke in individuelle Verhaltensmuster und Präferenzen. Richtig eingesetzt, fördern sie die Selbstreflexion, verbessern die Zusammenarbeit im Team und unterstützen die gezielte Personalentwicklung. Dabei ist es wichtig, die Grenzen solcher Profile zu erkennen und sie als Instrument zur Förderung von Verständnis und Entwicklung zu nutzen.

Möchten Sie mehr über Persönlichkeitsprofile erfahren oder diese in Ihrem Unternehmen einsetzen? Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung!

Insights

Lesedauer: min
Autor:in: Jaqui Mackedanz, Psychologin und L&D Specialist bei m&k
Beitrag vom: 1.12.2024
Aktualisiert am: 3.6.2025

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